Der Schützenverein Ermen wurde 1829 gegründet, also in einer Zeit, als die Erinnerung an Napoleon und seine europäischen Machtansprüche noch sehrlebendig in den Köpfen unserer Vorfahren waren. Auch in Ermen waren die europaweiten, kriegerischen Auseinandersetzungen direkt spürbar. Aus Ermen stammte der 1790 geborene Johann Bernhard Schäper, genannt Höning, der in den Bergischen Truppen der Infanterie am Rußlandfeldzug Napoleons teilnahm. 1810 galt er als vermisst, 1841 wurde er für tot erklärt. In dieser Zeit wuchsen in ganz Europa nationale Erhebungen gegen die napoleonische Anmaßung. Die Völkerschlacht bei Leibzig 1813 leitete den Niedergang Napoleons ein. Die europäische Bevölkerung fühlte verstärkt patriotisch und nationalbewusst, was eine Vielfalt von Vereinsgründungen zur Folge hatte. Höhepunkt dieser politischen Bewegung war das Hambacher Fest von 1832, auf dem 30.000 Menschen für die Volkssouveränität, die deutsche Einheit und eine europäische Föderation demonstrierten. So kann man annehmen, dass unsere Vorfahren im Zuge dieses Zeitgeistes den Schützenverein Ermen 1829 gründeten. Natürlich galt es nicht mehr, die Heimat gegen Landesfürsten oder allgemeine Feinde wie noch im späten Mittelalter mit der Waffe verteidigen zu müssen, vielmehr wollte man mit der Gründung eines Schützenvereins seine patriotische Gesinnung zum Ausdruck bringen. Für die Mitglieder der Schützengemeinschaft waren die nicht immer regelmäßig ausgetragenen Schützenfeste aber auch eine willkommene Gelegenheit, sich in der Schießdisziplin zu messen und im besten Falle die ehrenvolle Anerkennung der Gemeinschaft als König zu erringen. Die Besiedlungsanfänge Ermens im „Kernmünsterland“ sind unbekannt und können nur durch einen Vergleich mit nachweisbaren Informationen aus der Entwicklung der Nachbarschaft vermutet werden. Die ersten, dauerhaften Besiedlungen dürften sicherlich wesentlich durch die topografischen Bedingungen bestimmt gewesen sein. Hier spielte die Unwägbarkeit der Steverüberflutungen eine große Rolle. Die durch die Lüdinghauser Flachmulde fließende Stever, ursprünglich: „Stibarnia“ = die Stauende (aus sächsischerZeit) , verursachte regelmäßig große Überschwemmungen, wie sie trotz derSteverregulierungen noch lange im letzten Jahrhundert von der LüdinghauserBevölkerung beklagt wurden. So verwundert es nicht, dass die ältesten, nachgewiesene Ermener Siedlungen auf überschwemmungsgeschützten Standortenlagen, wie Höckensfeld (1150), Güler (1242) und Burg Alrodt (1346).Im Jahre 800, aus der die bislang älteste Urkunde unserer Heimat stammt, war derLüdinghauser Siedlungsraum durch eine einförmige, bäuerliche Besiedlung gekennzeichnet, die mit locker gebauten Bauerschaftsdrubbeln Oberhöfen zugeordnet war. Durch die Schenkung ihres Erbes der Lüdinghauser Snelhard und Walfried an Liudger, dem späteren ersten Bischof von Münster, nahm der Abt von Werden einen maßgeblichen Einfluss auf den Lüdinghauser Raum. Die bisher älteste Erwähnung Ermens ist der im Werdener Register 1150 erwähnte Hof Huckinsfelde, heute Hof Höckensfeld. Das Bauerngericht in Ermen von 1536dokumentiert weitere Zugehörigkeiten einzelner Höfe, wie zu den Herren vonAlrodt, von Meinhövel, Hake zu Rauschenburg und von Morrien zu Nordkirchen. Die Abhängigkeit der Ermener zur Herrschaft auf der Burg Lüdinghausenist nicht nachgewiesen, vielmehr gehörte Ermen lange Zeit zum bischöflichen AmtWerne und so zum fürstbischöflichen Münster. Von 1804 bis 1806 unterstand es dem Erbfürsten Preußen. 1806 wurde Lüdinghausen dem Gouverneur Loisonunterstellt. 1808 kam Lüdinghausen zum Großherzogtum Berg, aus dem Napoleon Truppen rekrutierte. 1809 gehörte Ermen zur Municipalite‘ Lüdinghausen, dem Ruhrdepartement zugeordnet. 1811 lag unsere Nachbargemeinde Tüllinghof imfranzösischen Kaiserreich, Ermen hingegen weiter im Großherzogtum Berg. 1815wurdedas geteilte Kirchspiel Lüdinghausen wieder vereinigt. Chronologie bekannter Stationen Ermener Geschichte Erwähnung Hof Hukinsvelde 1160 1242 1331 1346 Godfried von Ermen als Bruder des Hermann von Dale (von Ermen als Nebenlinie derer von Dale auf Burg Dahle, Lippe ?) Schlacht auf der Güler Heide Bernt v. Ermen = Bernaduse Ermele (gen. Sluch) wird vom Domkapitel mit dem Hof Ermen belehnt Verkauf eines Teiles des Oberhofes Ermen von Schillink an Johann v. Morrien 1380 undatiert Johannes v. Ermen (Sohn von Sluch) 1400 1346 1443 1446 Albert v. Ermene (Enkel von Sluch) wird nach dem Lehnsbuch des Bischofs Potho mit „dat Alrod“ belehnt Johannes und Albert von Ermel (Sohn und Enkel von Sluch) als Dienstleute der Abtei Werden Johan van Ermene (Sohn von Albert v. Ermen) wird vom Domkapitel mit dem Hof Ermen als rechtes Schultenlehen = Curtis = Amtshof belehnt. Auch Lehnsnachfolger von Alrodt Albert v. Ermen (zunächst mit Gertrud,dann mit Heilka von Dalen verheiratet) erhält vom Probst Johan Hake den Hof Ermen als Schultenlehen Albert und Johan von Ermen sind 1454 1470 1487 1488 Mitunterzeichner der Landesvereinigungsurkunde Albert v. Ermen in einer Memorie im Dom zu Münster erwähnt als Teilnehmer der Stiftsfehde des Bischof Walram gegen Johann von Hoya (Schlacht bei Varlar) Bernard v. Ermen (Frau: Ermgard) erhält vom Probst Roloff zu Langen den Hof Ermen als Schultenlehen Elseke von Ermen (gen. Botelsehe ) stiftet Memorien in St. Felizitas Bernard von Ermen und Ehefrau Ermgard stellen dem Bürgen Evert von Merfeldt zu Westerwinkel einen Schadlosbrief aus 1505, 1509 1499 1507 Bernard als Bürge für Evert v. Merfeldt Stephan v. Ermen (Sohn von Bernard) ist mit N. v. Galen verheiratet Bernt van Ermen legt „up Romanus dach“ den ersten Stein der heutigen Pfarrkirche St. Felizitas 1517 undatiert undatiert undatiert 1536 1549 Bernard und Ermgard verkaufen aus ihrem Erbe Bobbenkamp eine Rente in Höhe von 5 Goldgulden Wessei v. Ermen (gen. Roftasch) ist verheiratet mit Ermgardt v. N. Wessei v. Ermen ist verheiratet mit Joste v. Hackfurt (kinderlos?) Hilleke v. Ermen (= Heilke = Schwester von Wessei und Dorothea) bekommt als Stiftsdame zu Freckenhorst Alrodt Brüder Wessei und Dirk v. Ermen vor dem Bauerngericht am 16. November auf der alten HofsteIle des Amtshofes zu Ermen als Malstedde („prinzipall SoltsteddeU) Parteien: Probst, Domkapitel, Wessei u. Dirk v Ermen Niehues, Werne Rötger tom Burbank Johann Hagen Bernhard in den Hulsen Johann Guler Merten-Witte Hinrik der Witte Johann Beckmann Johann Honink Albert Teyle Johann Weyscher Johann tom Helmstedde Richter: Zeugen: Wessei van Ermen wird vom Domprobst Godert v. Merfeld eine Rente verschrieben 1559 1564- 1588 1580 1584 1588 1592 1594 1594 1594 Sundach v. Münster (ges1.1588)als Sohn des Vitus v. Münster-Alst und der Dorothea v. Ermen, verheiratet mit Marg. v. Wulf zu Füchteln erbt das Gut Alrodt Sundach wirtschaftet schlecht und verkauft viele verschiedene Renten, u.a.:Krechtink, Höfe Burbank, Beckmann und Güller (400Thlr.) an Gert v. Morrien, Gut Hülshorst an Bernd v. Detten zu Münster Sundach hat 200 Thlr Schulden bei seiner Schwiegermutter: Wittwe v. Wulf Füchteln Sundach hat 7 Jahre Rentenrückstand für diverse Kapitalien v. Morrien erledigt 157 Thlr Restschulden der Schwiegereltern Sundachs (seine Bürgen) Dirikshoffs Kamp versteigert an Georg Gobbel, Ascheberg; Bobbenkamps Erbe an Wolf zu Füchteln Heimbstetter Geist und Ackerkamp bei Alrodt an v. Ascheberg zu Biink von Münster zu Botzlar erhalten Bobbenkamps Zaunholzkamp Johan v. Dorth (Herr zu HorsUPesch,Vehoff)erhält Alrodt und Teil der Güter Wittwe v. Morrien kauft div. Güter und Bauernhöfe aus Konkursmasse 1607 1614 1614-1703 1631 1666 1680 1704 1704 Gert v. Morrien kauft am 27. April über die Sandfortschen Erben Haus Alrodt und zugehörige Lehen, sowie Teile des Ermenholz für 600 Taler erhält die Familie von Dorth Bobbenkamps Zaunholzkamp Familie v. Dorth verschiedentlich vom Abt zu Werden belehnt Johann von Dorth kauft von der Familie von Morrien aus der vermutlichen Konkursmasse des Sundach von Münster Besitzungen des Hauses Alrodt zurück Zeino Friedrich v. Dorth (verh. mit Freiin v. Hoheneck) und Adrian Adolph v. Dorth – beide in holländischen Diensten zur spani schen Krone – haben Rechtsstreitigkeiten mit den Herren Meinhövel und des Hauses Nordkirchen wegen Abzäunungen im Ermenholz Wilhelm v. Dorth hat Grenzstreitigkeiten mit den Herren v. der Reck auf Wulfsberg (Alrodtsche Wrechte = Einfriedigungen wurde niedergehauen) Alrodt steht in der Liste der andtagsfähigen Güter (Herr v. Dorth ist Mitglied des Landtages) Freiin v. Hoheneck (Wittwe von Zeino Friedrich v. Dorth) verkauft am 13. 10. ein „Halbscheid“ des Hauses Alrodt (ihrer Töchter Franziska, Josepha und Johanna) an Fürstbischof Christian Friedrich v. Plettenberg-Lenhausen (Erbauer des heutigen Schlosses Nordkirchen), der auch die andere Hälfte (des Adrian Adolph v.Dorth) angekauft haben muss 1714 Ferdinand Adolph von Plettenberg (Christians Neffe) erhält Alrodt als Lehen des Abtes zu Werden 1762 Zeller Riemann ( Wiechert, Wiegers gen. Riemann, heute Göcke ) wird während des 7 – jährigen Krieges (1756 – 1763) von Spitzbuben überfallen 1775 Steverreinigung von Haus Kakesbeck bis Haus Alrodt durch die hörigen Leute der Gutsherren. U.a. spendet hierzu das Haus Alrodt 4 Tonnen Bier 1777 Lehrer Groene in Ermen 1803 25.2. Reichsdeputationshauptschluss: fast alle geistliche Herrschaften aufgehoben Säkularisierung des geistlichen Eigentums Preussische Landesgerichtsordnung 1806 / 15 Zeit Napoleons Bürgermeister muss preussischen Adler entfernen. Französisches Gebiet westlich der Vischeringschen Stever. Ermen gehört zum Großherzogtum Berg Infanterist Höning (Sohn des Johann Bernard Schäper gen. Höning und Gertrud Höning) kommt per Conscription im Jahre 1810 in den aktiven Dienst des Großherzogs und stirbt wahrscheinlich auf dem Rußlandfeldzug. 1842 für tot erklärt 1808 12. Dezember: Decret über Abschaffung des „Leibeigenthums“, „erfüllt die Colonen mit Freude“. 1815 1. Januar: geteilte Kirchspiele Lüdinghausens wieder vereinigt 1829 Gründung des Schützenvereins Ermen 1843 Schulneubau (Ort: heute Gutermann) 1914/18 In den beiden Weltkriegen gefallen bzw. vermißt: 47 Ermener Mitbürger; Ansiedlung Ostvertriebener 1939/45 \ 1951/52 Boxtrainingslager Heinz Neuhaus Gaststätte Hülswitt 1963 Erwähnung Ermens in „Hundejahre“ vom späteren Nobelpreisträger Günter Grass 1965 Schulneubau (Ort: heute Helmig) 1968 Schließung der Bauerschaftsschule Ermen 2001 WDR Fernsehsendung über Ermen 2001 Erwerb des Grundstücks „Vogelrute“ 2004 Jubelfest 175 Jahre Schützenverein Ermen, Errichtung einer Schutzhütte an der „Vogelrute“.
Quelle: Festschrift 2004